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DeZIM veröffentlicht Evaluation der Migrationsberatung

In einer neu erschienenen Evaluation analysiert das DeZIM-Institut die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE) und kommt zu dem Ergebnis, dass das Beratungsangebot im Integrationsprozess der Ratsuchenden wirksam sei. Von Ratsuchenden werde die MBE-Beratung äußerst positiv bewertet.

In der zweiten Februarhälfte 2025 hat das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) eine Evaluation der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte veröffentlicht. Die Studie geht auf einen Beschluss des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages zurück. Grundlage der Evaluation, die einen Fokus auf den Zeitraum von 2018 bis 2022 legt, sind eine Auswertung der statistischen Daten der MBE-Beratungsarbeit, eine Online-Befragung von Ratsuchenden sowie Expert*inneninterviews mit MBE-Berater*innen.[1]

Die Autor*innen der DeZIM-Studie Sarah Berndt, Begüm Güngör, Niklas Harder und Alina Mocek kommen zu dem Ergebnis, dass im Einwanderungsland Deutschland „die MBE als migrationsspezifisches Beratungsangebot des Bundes eine wesentliche Rolle bei der Orientierung und Integration“ einnehme. „Durch die fachlichen Qualifikationen und die interkulturellen Kompetenzen der Berater*innen geht die MBE auf die Belange von Zuwander*innen nahbar und nachhaltig ein.“[2]

Laut der Online-Befragung suchten 71,7 Prozent der Ratsuchenden die MBE zum ersten Mal innerhalb des erstens Jahres nach ihrer Einreise nach Deutschland auf. Die wesentlichen Zugangswege zur Migrationsberatung lägen im persönlichen Umfeld der Ratsuchenden (Empfehlungen von Freund*innen und Verwandten). In geringerem Umfang seien auch Integrationskurse sowie kommunale Verwaltungen (Ausländerbehörde, Arbeitsagentur bzw. Jobcenter) bedeutsam, um Ratsuchende auf die Beratungsangebote der MBE aufmerksam zu machen.[3] Hinsichtlich der Beratungsthemen sei „eine starke Komplexität der Problemlagen“ festzustellen.[4]

Erste Anliegen der Ratsuchenden seien insbesondere rechtliche Fragen zum Aufenthalt, staatliche Unterstützungsleistungen und die Integrations- und Deutschkurse. Ratsuchende kämen aber, so die Studie, in aller Regel mit mehreren Anliegen in die MBE, zu denen – neben den bereits genannten Fragen – die Arbeitssuche, Fragen der Weiterbildung, die Wohnsituation und vieles mehr zählten. Die Gruppe der Ratsuchenden sei dabei keineswegs homogen, so dass sich je nach Herkunftsland, Aufenthaltsstatus und -dauer, Alter, Bildungsstand oder Geschlecht unterschiedliche Fragen und Herausforderungen für die Beratungsarbeit ergeben würden. Ratsuchende meldeten zurück, die MBE habe ihnen unter anderem amtliche Dokumente erklärt, fachliche Informationen gegeben, sie im Umgang mit Behörden unterstützt, an Behörden und Regeldienste weitergeleitet und in Integrationskurse vermittelt.[5]

Hinsichtlich der Bewertung dieser Beratungstätigkeiten kommt die DeZIM-Evaluation zu einem eindeutigen Ergebnis: „Die Ratsuchenden nehmen die MBE äußerst positiv wahr.“ Jeweils etwa 90 Prozent der Ratsuchenden bewerteten die sprachliche Verständigung, die Verständlichkeit der bereitgestellten Informationen und die Dauer der Beratungsgespräche als gut oder sehr gut. 96 Prozent der Ratsuchenden bekundeten ihr Vertrauen in ihre MBE-Berater*innen. Entsprechend urteilten 92 Prozent der Ratsuchenden, dass sie von der MBE gut oder sehr gut in der Lösung ihres zentralen Anliegens unterstützt worden seien und mit der Beratung zufrieden oder sehr zufrieden seien.[6]

Laut Evaluation gaben die befragten Ratsuchenden an, „dass die MBE ihnen hilft im Alltag in Deutschland besser zurechtzukommen (87,6 %), besseres Wissen über die Zuständigkeit von Behörden und Regeldiensten zu besitzen (85,5 %), dass der Umgang mit den Behörden leichter fällt (74,6 %), dass sich Zuwander*innen in Deutschland willkommen fühlen (88,7 %) und dass die allgemeine Lebenszufriedenheit steigt (83,2 %)“.[7]

Die Autor*innen der Studie urteilen: „Die empirischen Ergebnisse verdeutlichen, dass die MBE eine kurz- bis mittelfristige Wirkung erzielt.“ Die MBE sei „sehr gut geeignet, um zur unmittelbaren Problemlösung beizutragen. Damit einher geht auch die Förderung des selbstständigen Handelns und der aktiven Teilnahme an integrationsfördernden Maßnahmen. Die Befunde verweisen dabei nicht nur auf eine Verbesserung von prekären wirtschaftlichen sowie gesundheitlichen, familiären und/oder psychosozialen Lebenssituationen, sondern gleichfalls auf die Vermittlung an Integrations- und Sprachkurse […]. Zugleich unterstützt die MBE die strukturelle Integration der Zuwander*innen in den Arbeitsmarkt und das Ausbildungssystem.“[8]

Bei der Analyse sei „nicht zu vernachlässigen, dass kommunale Strukturen die Ausgestaltung der Beratungsarbeit und die Wirkung unmittelbar beeinflussen.“ Die interkulturelle Öffnung der Regeldienste sei dabei für eine erfolgreiche Beratungsarbeit der MBE entscheidend.[9] Um die Zusammenarbeit zwischen MBE-Beratung und Regeldiensten zu stärken und die interkulturelle Öffnung zu verbessern, sollten die entstehenden Herausforderungen in regelmäßigen Netzwerktreffen erörtert werden.[10]

Eine Herausforderung sei, dass der Zeitpunkt des Zugangs zur MBE-Beratung sowie die Beratungsdauer aufgrund von individuellen und strukturellen Einflussfaktoren variieren können. Daher empfiehlt die Evaluation: „Der Umgang mit der Befristungsvorgabe sollte aufgrund der Diversität und Quantität der Einflussfaktoren weiterhin praxisnah sein und im Einzelfall eine Überschreitung der Drei-Jahres-Frist ermöglichen.“ Ohne eine vollständige interkulturelle Öffnung der Regeldienste „können Befristungsvorgaben nicht immer realisiert werden.“ Eine Befristungsvorgabe, die diesen Umstand nicht beachte, gefährde laut der Studie die Wirkung der bisherigen Beratung.[11]

Das DeZIM-Institut

Das DeZIM-Institut wurde 2017 als außeruniversitäre Forschungseinrichtung vom Bund, den Bundesländern Berlin und Niedersachsen sowie mehreren Universitäten und Forschungsinstituten gegründet und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Das Institut forscht zu Integration, Migration, gesellschaftlicher Teilhabe und Vielfalt, Diskriminierung und Rassismus und berät in diesen Fragen Politik und Zivilgesellschaft.

Download der Studie

DeZIM-Institut, Evaluation der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE) 2024. Ergebnisbericht des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung. Berlin 2025

DeZIM 2025 Evaluation der Migrationsberatung
Fußnoten

[1] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 15-21.
[2] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 64.
[3] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 33.
[4] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 35.
[5] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 35-37.
[6] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 37f.
[7] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 40.
[8] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 63.
[9] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 65.
[10] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 62.
[11] DeZIM, Evaluation der Migrationsberatung, S. 61.



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